Der Ablasshandel war eine Praxis, die im späten Mittelalter und in der frühen Neuzeit von der römisch-katholischen Kirche entwickelt wurde. Dabei handelte es sich um den Verkauf von Ablassbriefen, die den Gläubigen den Nachlass zeitlicher Strafen im Fegefeuer versprachen. Der Fegefeuer-Glaube besagte, dass Seelen nach dem Tod eine Reinigung durchlaufen mussten, um für das himmlische Leben vorbereitet zu werden.
Die Idee des Ablasses basierte auf der Vorstellung, dass gute Werke, fromme Handlungen oder Pilgerfahrten eine Verdienstquelle darstellen, aus der die Kirche schöpfen konnte. Im Ablasshandel erklärte die Kirche, dass sie die Schatzkammer der verdienten Werke der Heiligen und Märtyrer besitze und diese durch den Ablass freisetzen könne, um die Sündenstrafen zu mindern.
Der Ablasshandel wurde zu einer lukrativen Einnahmequelle für die Kirche, da Gläubige bereit waren, Geld zu zahlen, um ihre Sünden oder die ihrer verstorbenen Angehörigen zu verringern und die Zeit im Fegefeuer zu verkürzen. Der Erlös aus dem Verkauf von Ablassbriefen wurde oft für den Bau prächtiger Kirchen, Kathedralen und anderer kirchlicher Projekte verwendet.
Der Ablasshandel geriet jedoch zunehmend in die Kritik, da er als kommerzielle Praxis angesehen wurde und den Eindruck erweckte, dass man sich durch finanzielle Mittel von Sünden freikaufen könne. Dies war einer der Kritikpunkte, die Martin Luther und andere Reformatoren zur Verurteilung des Ablasshandels und zur Forderung nach Reformen in der römisch-katholischen Kirche veranlassten.
Im Rahmen der Reformation wurden die Praktiken des Ablasshandels von vielen protestantischen Bewegungen abgelehnt. Heute hat die römisch-katholische Kirche den Ablasshandel reformiert und betont, dass der Ablass nicht durch finanzielle Transaktionen, sondern durch Buße, Gebet und gute Werke erlangt wird.
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